Auch das SWR Fernsehen ist inzwischen auf uns aufmerksam geworden. Deshalb wurde meine Projektleiterin Veronika Pepper zu einem Live-Interview eingeladen. Die Sendung „Kaffee oder Tee“ ist ein sehr beliebtes Format, das täglich schon seit 20 Jahren Tipps und Services für die Zuschauer bringt. Zwischen 17 und 18 Uhr gibt es eine Vielfalt an kurzen Themen mit Live-Interview vonExperten aus Haushalt, Küche, und allem, was Familien interessiert. Von Sporttipps über Rezepte, aber auch Berichte aus den vielen Vereinen im Land, jeweils mit Live-Interview Und deshalb wollten sie am 21.01.2021 auch über das KiKoMo und den Verein Tischlein Deck Dich e.V. berichten.
Zuerst wurde von der Moderatorin Evelin König kurz ins das Thema eingeführt und ein kurzer Einspieler von den Workshops im KiKoMo gezeigt. Hier gehts zur Aufzeichnung in der ARD-Mediathek:
Und die Themen aus dem Interview haben wir hier für euch zum Nachlesen:
„Welcher Moment im KiKoMo ist für Sie am schönsten?„
VP: „Ganz eindeutig die Feedbackrunde: Nicht nur die große Begeisterung der Kinder an der praktischen Umsetzung, sondern vor allem die Rückmeldung, dass sie sich jetzt ans Kochen trauen. „Ich kann jetzt kochen – ich kann ein Rezept vollständig umsetzen“. „Ich wußte gar nicht, das Gesundes Essen auch so lecker sein kann“. Besonders nett sind für mich auch immer die Antworten, die das gute soziale Miteinander reflektieren: „Im Team gelingt uns alles viel besser“. Oder „Morgen lade ich meinen besten Freund zum Kochen zu mir ein“ – ein kleiner türkischer Junge, der noch nie in der Küche helfen durfte. „In Gemeinschaft probiere ich auch Sachen, die ich bisher nicht kannte“. Sehr goldig war auch ein Junge, der nach dem Workshop nochmal angerannt kam: „Mir hat das so viel Spaß gemacht, ich will jetzt Koch werden“.
was macht der Verein Tischlein Deck Dich denn sonst noch?
VP: „wir sind eine Initiative für nachhaltige Schulkindernährung und beraten alle Interessierten und Beteiligten zu diesem Themenkomplex. Mit unserem gemeinnützigen Unternehmen Vitale Lunchbox weisen wir nach, dass es geht: täglich frisch gekocht, nach individuellen Speiseplänen, die alle in der Schulgemeinschaft berücksichtigen. Abwechselungsreich, gesund und lecker. Regional – saisonal – fair und fair trade. Für ein wirklich stärkendes Essen zur Verbesserung der ganzen Schulgemeinschaft.“
Wieviel kostet denn das Schulessen?
VP: „Mit 3,60 € sind wir in einem Bereich, der von den Schulen sehr gut akzeptiert wird. Das geht natürlich nicht, wenn es jeden Tag Fleisch geben soll – und das auch noch aus artgerechter Tierhaltung. Das muss es aber auch gar nicht. Abwechslungsreich geht auch anders. Mit einem guten Miteinander und einem Feedbacksystem, dass z.B. auch Müll vermeidet. Diese sonst verschwendeteten Ressourcen kann mann sehr gut in die Qualität stecken.“ .
Worum geht es in den bei den Austauschrunden im Verein?
VP: „Wir bieten einen Austausch zum Thema der nachhaltigen, gesunden und leckeren Ernährung für Kinder in Schulen, Kitas und Horten an.
Dabei haben wir schon häufig verzweifelte Schulleiter erlebt, die sich für besseres Essen an ihren Schulen einsetzen wollen und überall an Grenzen stoßen.
Wie kann man in der Praxis ein wertvolles Miteinander entwickeln? Wie kann man eine gute Versorgung organisieren, die Rücksicht nimmt auf Mensch, Tier und Natur? Wir helfen dabei, sich auf den Weg zu machen, wir geben Wissen weiter und bilden Netzwerke zur gegenseitigen Unterstützung.“
Warum braucht es einen Verein für Schulessen? Was war der Gründungsimpuls?
VP: „Ich war damals Vorsitzende des GesamtElternBeirats der Stadt Karlsruhe und damit als Elternvertretung für alle 90 Schulen zuständig. Im Zuge des Ausbaus der Ganztagsschulen habe ich mitbekommen, wie es um das Thema Schulessen steht: wieviel dort noch getan werden muss, damit die Kinder wirklich etwas Gutes für ihren Schulalltag bekommen – und nicht alles im Müll landet. Mit einem Vater, der Koch ist, und einer Mutter, die Journalistin ist, sowie einem Sternekoch haben wir den Verein gegründet, um nachhaltig uns für besseres Schulessen einzusetzen. So hat es begonnen…
Wie findet man Gleichgesinnte? Wie haben Sie das aufgebaut?
- Wir haben….
- viele Veranstaltungen besucht, um dort auf Interessierte zu treffen.
- Podiumsdiskussionen gemacht und dort verschiedene Akteure eingeladen.
- eigene Veranstaltungen und Vorträge durchgeführt, sind zu Austauschrunden gegangen und haben uns ein Netzwerk aufgebaut.
- Wir sind in Arbeitskreise eingestiegen und haben versucht, wo immer möglich unsere Erfahrung und unsere Ideen einzubringen.
- Wir haben Pilotprojekte durchgeführt, um den Praxisnachweis für das Geligen eines guten Schulessens zu erbringen.
- Unser Tipp: es ist wichtig, alle Betroffenen in der Schulgemeinschaft zu erreichen – nur wenn alle an einem Strang ziehen, kann man eine nachhaltige Veränderung bewirken.
Förderung durch Herzenssache: warum ist das KiKoMo auch für Kinder mit Handicap wichtig?
Kochen lernen – und zwar gesund – ist in der heutigen Zeit nicht mehr so leicht. Doppelt schwer ist es für Kinder mit Handicap. Durch spezielle Förderungen und Therapien bleibt für gesunde Ernährung noch weniger Zeit. Mit Unterstützung von Herzenssache soll sich das aber ändern.
Jedes Kind sollte die Chance erhalten in der Lage zu sein, gut für sich selbst zu sorgen und spielerisch zu lernen, was gesunde Ernährung ist. Und was das mit der Umwelt zu tun hat. Gleichberechtigung und Inklusion dürfen keine Frage von Behinderung oder Nichtbehinderung sein.
Wie finanzieren Sie sonst Ihr Angebot?
Ausschließlich über Spenden und Sponsoren, z.B. die Stadtwerke Ettlingen, die einige Projektwochen finanziert haben. Eine öffentliche Förderung haben wir bisher nicht erreichen können. Auch zuverlässige, regelmäßige Einnahmen konnten wir bisher nicht ausreichend generieren. Wir versuchen also jedes Projekt an der einzelnen Schule über Spenden abzudecken – bisher ist es uns noch immer gelungen. Aber eine stabile Finanzierung, die es uns erlaubt, uns ganz auf diese wertvolle Aufgabe zu konzentrieren, gibt es bisher nicht.
Was gibt Ihnen die Energie zum Weitermachen?
Ganz eindeutig die Überzeugung, dass es sich um eine wichtige, wertvolle Aufgabe handelt – der Sinn des ganzen Projektes trägt uns. Wir wollen die Kinder ernst nehmen in ihren Bedürfnissen – unabhängig von sozialen Hintergründen. Wir wollen unserer Verantwortung gerecht werden, den Kindern einen Weg zu einer wirklich nachhaltigen, gesunden Ernährung zu zeigen. Und die Schulen dabei unterstützen, diesen Weg zu gehen.
Welche weiteren Projekte planen Sie für das KiKoMo und den Verein?
- wir werden weiter Schulen auf ihrem Weg begeleiten, z.B. auch mit einem Konzept für einen nachhaltigen Schulkiosk
- das Praxis-Beispiel an einer weiterführenden Schule: so gelingt eine gute Ernährung mit Einbindung eines pädagogischen Konzepts, Einbeziehung des Schulgartens, und bedarfs- und altersgerechten Angeboten wie einer Pasta- und Salatbar für Jugendliche
- das KiKoMo wird auch an Sonder- und Förderschulen seine Botschaft verbreiten können
- wir wollen uns weiter um eine stabile Finanzierung kümmern, damit das Angebot für die Schulen planbar ist.